In diesem Jahr könnte die GEMA in Sachen Musikverwertung Konkurrenz bekommen. GEMA oder C3S? – das ist hier die Frage. C3S ist eine von Musikern, Produzenten und Künstlern ins Leben gerufene Organisation, die eine Alternative zur Verwertungs-gesellschaft GEMA darstellen soll. Wir haben es uns mal angeschaut…
Die Unterschiede zur GEMA
Laut der C3S-Gründer sei am System der GEMA nicht nachvollziehbar, warum Künstler nicht selbst entscheiden können, unter welcher Lizenz sie ihre Werke veröffentlichen. Das soll sich nun ändern.
Mit einem vereinfachten Abrechnungssystem, einer Software zur automatischen Erfassung linzenzfreier Musik und dem System „Adore“, mit dem Fans ihren Lieblingsmusikern Geld spenden können will sich C3S von der GEMA absetzen. Zu den Unterstützern der Cultural Commons Collecting Society gehören unter anderem der Loveparade-Gründer Dr. Motte und der Urheberrechtsexperte der Piratenpartei Bruno Kramm.
Mehr Freiheit und Selbstbestimmung für Künstler
Die Monopolstellung der GEMA brechen – das ist das angestrebte Ziel der Cultural Commons Collecting Society, kurz: der C3S. Mit ihrem Konzept kann jeder Urheber selbst entscheiden, welche Werke unter welchen Bedingungen verwaltet werden sollen. Das heißt: die Künstler können ihre Werke frei zur Verfügung stellen.
Auch die Meinungsfindung bei Versammlungen soll anders ablaufen: Jeder Musikautor soll das gleiche Stimmrecht haben, Verlage hingegen nur eine beratende Funktion. Diese neue Idee soll das Gegenteil zum Kastensystem der GEMA darstellen. Die GEMA hat etwa 3500 Komponisten, Textautoren, Musikverleger und Erben als „ordentliche Mitglieder“ registriert, da sie eine bestimmte Ausschüttungshöhe erreicht haben. Sie haben das volle Stimmrecht. Die anderen 65.000 „außerordentliche“ und „angeschlossene“ Mitglieder hingegen können kollektiv nur wenige stimmberechtige Vertreter entsenden.
Die Nonprofit-Organisation Creative Commons hat sechs unterschiedliche Lizenzverträge für Urheber formuliert. Statt dem sonst üblichen, bekannten „All rights reserved“ setzt die Organisation ein „Some rights reserved“ entgegen.
Somit kann ein Künstler beispielsweise festlegen, dass seine Musik verwendet und verändert werden darf, solange damit kein Geld verdient wird. Eine weitere Möglichkeit wäre die Erlaubnis zur kommerziellen Nutzung und Veränderung, solange das Folgeprodukt unter denselben CC-Bedingungen veröffentlicht wird.
GEMA vs. C3S – wer macht das Rennen?
Nicht nur die C3S hält es für ein Unding, dass es bei der GEMA keine Möglichkeiten gibt, Werke unter freie Lizenz zu stellen. Gerade im digitalen Zeitalter ist es für Musiker immer wichtiger, ihre Werke möglichst weit zu verbreiten, ohne sich zuerst die Erlaubnis dafür „geben zu müssen“. Ein Grund also, der für die C3S spricht. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt hier zum Beispiel auch die Videoplattform YouTube, auf der einige Zeit lang viele Videos wegen Uneinigkeiten des Lizenzrechtes durch die GEMA gesperrt waren.
Wie sieht’s auf Seiten der GEMA aus? Im Mai letzten Jahres stellte sie ein neues Modell für die Vergabe von vergütungsfreien Lizenzen für die Online-Nutzung vor. Ein bisschen Angst haben sie wohl doch bekommen. Das sah 2010 noch anders aus, als sich die C3S-Gründer Meik Michalke und Wolfgang Senges mit einem Vertrteter der GEMA an einem runden Tisch im Patent- und Markenamt trafen.
Fakt ist aber: die GEMA wird wohl erstmal die mächtigste Musikverwaltungsgesellschaft bleiben. Ob und wie sich C3S durchsetzt, wird die Zeit zeigen. Aber etwas Bewegung in dem Markt kann definitiv nicht schaden.
Michalke und Senges betonen auch, dass sie keine Gegner der GEMA sind, da sie ihre Arbeit im Grunde genommen als wertvoll und richtig erachten, es sei vielmehr der Mangel an Alternativen, der sie zu der Gründung von C3S bewegt hat.