Haben Sie in letzter Zeit vielleicht Leute gesehen, die komische Gesten, Mundbewegungen und Faxen aller Art vor ihrem Smartphone machen? Nun, die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich an der App Musical.ly versucht haben, ist recht hoch. Millionen von Teenies sind verrückt danach. Was steckt dahinter und was kann die App eigentlich?
Musical.ly ist vom Prinzip her eine Video-Plattform, in der Nutzer eigene Musik-Videos aufnehmen, posten und sich mit anderen Nutzern vernetzen können. Im März 2015 wurde sie von Luyu Yang und Alex Jan Zhu gegründet und begeistert etliche „muser“ – so nennen sich die App-User übrigens. Offiziell ist die App erst ab 13 Jahren erlaubt, eine Alterskontrolle gibt es jedoch nicht.
Dass die App so beliebt unter Teenies und Jugendlichen ist, verwundert nicht, denn mit Musical.ly können sie ihren Idolen nacheifern, ohne dabei perfekt Singen oder Tanzen zu müssen. Bei den kurzen Musikclips kommt es auf kreative Einfälle zum Beispiel mit Requisiten oder Grimassen und zur Musik passende Bewegungen an.
Ein Klick auf den Play-Button und schon wird ein bestimmter Song oder ein Zitat abgespielt, zu dem die „muser“ 15 Sekunden lang performen und die Lippen synchron mitbewegen können. Die Videos können nachträglich mit Filtern udn Effekten bearbeitet werden. Fiona, die Tochter von P&Plerin Conny Spörlein, ist übrigens bekennender Fan und hat schon diverse Videos gezaubert.
Auch die Tatsache, dass man viele Likes und Follower bekommt und die Videoclips auch auf anderen Social Media Apps wie Instagram, Twitter, Facebook, Vine oder Whatsapp teilen kann, erklärt den Hype um die App. Die Anerkennung, die gerade in diesem Alter so einen hohen Stellenwert hat, ist für viele „Muser“ verlockend, weshalb sie ihre musical.ly-Accounts meist öffentlich halten. Dies ist bereits in den Standardeinstellungen automatisch eingestellt, sodass die App auch auf den Standort und andere Informationen zugreifen kann. Für besonders beliebte „Musicals“ werden Herzchen vergeben, sodass Bestenlisten entstehen. Einige „Muser“ haben es so schon zu einem hohen Bekanntheitsgrad geschafft.
Bekannte Musical.ly-Nutzer sind zum Beispiel die Zwillinge Lena und Lisa mit über drei Millionen Followern oder Lukas Rieger, der 2014 auch in der TV-Talentshow „The Voice Kids“ zu sehen war. Auch die Youtuberin Nicole Sto oder Joely White haben durch Musical.ly eine beachtliche Anzahl an Followern erreicht.
Parallelen zur deutschen App Dubsmash?
Vielen mag die Aufmachung von musical.ly bereits von der deutschen App Dubsmash her bekannt vorkommen. Die bietet ebenfalls lustige Zitate, Songs und Sprüche zum nachsprechen und -singen an. Die beiden Apps unterscheiden sich aber klar: während Dubsmash vorwiegend Filmzitate anbietet, richtet Musical.ly den Fokus auf das Musikalische. Mit den bereits rund 200 Millionen Nutzern ist die App eine echte Konkurrenz für Snapchat und Instagram geworden.
Probieren Sie es doch selbst mal aus – hier können Sie sich die App herunterladen.
Wermutstropfen
Doch wie alles, das Spaß macht, hat auch die Musical.ly-App ihre negativen Seiten: Laut der Website mobilsicher.de ist sie aufgrund der unsicheren Datenschutzbestimmungen nicht für Kinder geeignet. Der ungefähre Aufenthaltsort wird regelmäßig abgefragt und anderen Nutzern angezeigt. Aktuell kann man einmal eingerichtete Konten nicht mehr löschen. Hinzu kommt, dass man beim Beenden der App nicht automatisch abgemeldet wird, sodass im Falle eines Diebstahls oder Verlustes des Smartphones Fremde auf die App zugreifen können.
Explizite sexuelle Inhalte sind zwar nicht erwünscht, aber es gibt keine strengen Kontrollen, sodass diese trotzdem leicht zu finden sind. Ebenso sind die Lieder ungefiltert, deren Texte oft auch nicht für Kinderohren bestimmt sind. Obwohl die App auf Deutsch angeboten wird, gibt es keine deutsche Fassung der Datenschutzbestimmungen, was es für junge Teenager schwer macht, sie zu verstehen. Des Weiteren nimmt die App ungefragt Verbindung zu acht anderen Unternehmen auf, an die zum Teil Nutzerdaten übertragen werden, darunter Analysedienste, Werbenetzwerke und andere Dienstanbieter. Wenn Ihr Kind Musical.ly trotzdem nutzen will, sollten Sie sich gemeinsam die Datenschutzbestimmungen durchlesen und die Privatsphäre-Einstellungen regeln.