Mit dem Gesang ist es wie mit so ziemlich allem – es steckt eine bestimmte Technik dahinter. Und natürlich gibt es zu der allgemeinen Technik verschiedene Erweiterungen. Diese Woche stellen wir Ihnen einige erweiterte Gesangstechniken vor. Los geht’s mit Teil 1 der Reihe „Gesang mal anders“…
Beatboxing
Beatboxing ist, wenn der Musiker zur Human-Beatbox wird. Er imitiert Computerbeats, Schlagzeug- und Perkussionsrhythmen mit Mund, Nase und Rachen. Es können auch noch weitere Instrumente nachgeahmt werden.
Beim Beatboxing liegt der Fokus – anders als beim Gesang – nicht auf stimmhaften, sondern auf stimmlosen Lauten. Die Konsonanten stehen im Mittelpunkt. Basisklänge sind beispielsweise [pʰ], [pf], [b], [ts] oder [k].
Das Ganze kann ergänzt werden durch Gesangs- und Sprachfragmente. Dazu gehören Zungenschnalzen, Summen, Schnarchen, Husten oder auch Lippenvibrationen.
Falsett
Das Falsett steht im weitesten Sinne für die Kopfstimme. Dabei wird die Stimme um eine Oktave hochgestellt. Damit das gelingt, dürften nur die Ränder der Stimmbänder zum Schwingen gebracht werden. Beim „normalen“ Gesang schwingen die Stimmbänder vollständig.
Das Falsett wird in so ziemlich allen Musikrichtungen als Stilmittel eingesetzt. Hier ein etwas älteres Beispiel von The Rolling Stones. Mick Jagger singt hier überwiegend im Falsett.
Gutturaler Gesang
Gutturaler Gesang kann auch als Kehlgesang bezeichnet werden. Der Klang bildet sich hauptsächlich in den Taschenbändern und der Kehlkopf verengt sich.
Mit dem Kehlgesang sind unterschiedliche Laute möglich. Einige Beispiele sind Growls und Screams, Krächzen, Grunden und Knurren. Diese Technik kommt häufig im Metal zum Einsatz, aber auch im Punk- und Electro-Bereich.
Achtung beim Reinhören – nix für schwache Nerven 😉
Jazzgesang
Im Jazz gibt es verschiedene Arten von Gesang, die sich mit der Zeit gebildet haben. Die Jazzsänger versuchen damit oft, die Instrumente des Jazz wie zum Beispiel das Saxophon, die Trompete etc. stimmlich nachzuahmen. Diese Stimmbandbreite ist vor allem Talenten wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday oder Louis Armstrong zuzuschreiben. Per Definition galten ihre Stimmen teilweise sogar eher als „hässlich“, was beispielsweise an der Technik des „Growls“ lag. Hier versuchten die Sänger ihre Stimmen besondes kratzig und rauchig klingen zu lassen, als würden sie sich räuspern. Manche haben aber auch eine Art „natürlichen“ Growl in der Stimme. Diese Technik wird auch häufig beim Metall und Punk eingesetzt. Ein weiterer Stil des Jazzgesangs ist „Scat“: hier werden statt Worte einfach Vokale gesungen. Ein schönes Beispiel lieferten Ella Fitzgerald und Mel Torme:
Vocal Percussion
Vocal Percussion kommt in musikalischen Traditionen weltweit vor, darunter auch das in der südindischen karnatischen Musik beheimatete Konnakol, das zur didaktischen Vermittlung rhythmischer Strukturen eingesetzt wird. Als Synonym der Vocal Percussion wird wegen der Ähnlichkeit das Beatboxen genannt. Uns Europäern ist Vocal Percussion zum Beispiel aus dem Soundtrack des Films Slumdog Millionaire bekannt.
Vokalise
Als Vokalise bezeichnet man ein Musikstück, das nur auf Vokalen gesungen wird, quasi ein „Lied ohne Worte“. Das sogenannte „Vokalisieren“ gibt es sowohl für eine Solostimme, als auch mehrstimmig. Ursprünglich wurde es für pädagogische Zwecke im Gesangsunterricht für die Tonbildung etwickelt. Sergei Rachmaninows Vokalise op. 34 Nr. 14 aus dem Jahr 1915 ist das heute wohl bekannteste Stück, das später auch orchestriert wurde.
Was unsere Stimme so alles kann… Und es geht noch mehr! Am Freitag gibt’s Teil Zwei mit noch mehr erweiterten Gesangstechniken.