Homer Jay Simpson hat eine neue deutsche Stimme. Verändert hat sich an seinem liebenswerten und leicht dümmlichen Charakter aber nicht viel. Doch der neue deutsche Synchronsprecher klingt auch wie sein Vorgänger – noch.
Die Figur des bekanntesten Simpson ist eine der beliebtesten Comicfiguren die in den vergangenen Jahren erfunden wurden. Er könnte jeder von uns sein. Wütend, traurig, faul und auch mal mit einem Geistesblitz. Er liebt sein Duff Bier und Donuts. Homer hat die gleichen Gefühle und Gedanken wie jeder. Doch im Gegensatz zu den meisten Zuschauern kann er sie frei ausleben. Genau das macht ihn aber laut Erfinder Matt Groening so sympathisch.
Sein berühmtester Fluch ist das langgezogene „Neinnn!“. Doch genau diesen Ausdruck der Verzweiflung oder Wut werden die deutschen Zuschauer in der kommenden Staffel nicht zu hören bekommen. Doch die eingefleischten Fans der Serie wissen schon genau wie er klingen wird – genauso wie immer nämlich.
26 Jahre wurde Homer in der deutschen Ausgabe von Schauspieler Norbert Gastell gesprochen. Als dieser im vergangenen November im Alter von 86 Jahren verstarb musste sich der Sender ProSieben auf die Suche nach einem Nachfolger machen.
„Die Simpsons“ ist eine Serie, die von den meisten wahrscheinlich nur noch aus Gewohnheit geschaut wird. Bei einer bekannten Figur wie Homer, die sich bei den Fans schon etabliert hat, fällt es dem Zuschauer meist sehr schwer, Veränderungen zu akzeptieren.
Die neue Stimme weckte jedoch ganze 1,64 Millionen Zuschauer bei der ersten und schlappe 1,75 Millionen Zuschauer bei der zweiten Doppelfolge vor die Fernseher. Das bedeutete einen respektablen Marktanteil von 15,9 beziehungsweise 15,1 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, somit also ein überdurchschnittlicher Wert für „Die Simpsons“.
Die Meinungnen über die neue Homer-Synchronstimme spalteten sich in zwei Lager: „Abgrundtief schlecht“ & „Was für eine Enttäuschung“ machten einige Zuschauer ihrem Unmut auf der Facebook-Seite von ProSieben Luft. Die moderaten Kritiker aus dem anderen Lager äußerten sich hingegen positiv und sagten, es sei nahezu eine 1:1 Besetzung, wünschten sich aber etwas mehr Druck auf den ersten Silben der Sätze beziehungsweise mehr „Explosivität“.
Der Sender wählt die Sicherheitsvariante
Als die Sprecherin von Marge starb, besetzte der Sender sie mit Anke Engelke. Diese orientierte sich mit ihrer Stimme aber mehr am englischen Original als an ihrer Vorgängerin. Die Fans liefen Sturm. Ein solches Szenario wollte ProSieben um jeden Preis vermeiden. Deshalb ließ man sich sehr viel Zeit mit dem Casting und engagierte schließlich Christoph Jablonka – ein Synchronsprecher, der unter anderem als „Station Voice“ beim Pay-TV Sender Sky tätig ist.
Die berufliche Laufbahn von Christoph Jablonka kann sich durchaus sehen lassen: der Schauspieler, Moderator und Musikjournalist spricht seit den 1980er Jahren Rollen in Serien wie „Reich und Schön“ oder „Law and Order“, sowie in Kinoproduktionen wie „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ oder „No Country for Old Men“. Auch an der Produktion von Kinderfilmen wirkte er mit – etwa an „Der Mondbär“ oder „Kleine Prinzessin“. Sogar in Animationsfilmen sammelte der 60-Jährige Erfahrunge, beispielsweise als das vulgäre Schwein „Spanky Ham“ aus „Drawn Together“.
Der bekannte Synchronsprecher kam mit seiner Interpretation des Ober-Simpsons seinem Vorgänger am nächsten. Somit entschied man sich für ihn und nicht für ein in der Öffentlichkeit bekanntes Gesicht. Jablonka wird nicht viel an der Tonlage ändern. Mit der Zeit wird auch er Homer seinen eigenen Stempel verpassen. Doch dieser Prozess wird schleichend und nur langsam vonstattengehen.
Bis sich die Fans wieder über das herrliche „Neinnn!“ ihres Lieblings freuen können, wird aber bestimmt nicht mehr viel Zeit vergehen.