Das wahrscheinlich teuerste Konzerthaus der Welt ist am Mittwoch in Hamburg feierlich eröffnet worden. Beklatscht von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck wurde die Elbphilharmonie mit einem imposanten Konzert eingeweiht. Das Programm und der Intendant hatten das Publikum überzeugt und den Konzertsaal zum Leben erweckt.
Der Applaus ist ohrenbetäubend an diesem Abend auf dem Kaispeicher in der Hafenmetropole Hamburg. Gerade sind die letzten Akkorde von Beethovens „Ode an die Freude“ verklungen und die Zuschauer applaudieren dem Intendanten und seinen Musikern. Fast zehn Jahre waren von der Idee bis zur Fertigstellung vergangen und vergessen scheint die Kostenexplosion auf 789 Millionen Euro.
In den Medien war die Elbphilharmonie schon oft als Millionengrab bezeichnet worden, doch nun überbieten sich die Illustrierten mit Superlativen. Viele beschreiben das Konzerthaus schon als Wahrzeichen oder Perle der Stadt Hamburg und das, obwohl das Gebäude erst am Mittwoch eingeweiht worden ist. Verrückte Welt!
Pleiten, Pech und Pannen
Nach einigen Besetzungsänderungen, da Jonas Kaufmann, Anja Harteros und Camilla Tilling absagen mussten, sprang die Sporanistin Hanna-Elisabeth Müller ein. Die Einweihung der Elbphilharmonie startete mit einer 30-minütigen Verspätung. Joachim Gauck und Angela Merkel waren extra aus Berlin angereist um der Eröffnung des neuen Konzerthauses beizuwohnen. Die geladenen Gäste wurden schließlich um 19:00 Uhr gebeten, ihre Plätze in dem überwältigenden Saal einzunehmen. Der Bürgermeister der Stadt Hamburg, Olaf Scholz, zeigte sich in seiner Rede begeistert von dem Gebäude, das der Architekt Jacques Herzog mit seinem Partner Pierre de Meuron entworfen hatte.
Joachim Gauck wandte sich in seiner Rede mit den folgenden Worten an die Hamburger: „Dieses unglaublich schöne Haus, es ist auch eine Verpflichtung. Machen Sie das Beste daraus.“ Damit errinnerte der Bundespräsident nochmal an die vielen Probleme, die der Bau der Elbphilharmonie verursacht hatte und die hohen Kosten, die von den Steuerzahlern geschultert werden mussten.
Überwältigende Akustik
Nach den Reden konnten sich die Gäste dann von der atemberaubenden Akustik überzeugen. Der Saal war von dem wohl besten Akustiker der Welt Yasuhisa Toyota entworfen worden. Yasuhisa hatte die Wände mit Gipsplatten verkleiden lassen und durch die Formgebung einen unerreichten Klang geschaffen. Die Zuschauer konnten selbst in den höchsten Rängen die einzelnen Instrumente und Sänger noch genauso wahrnehmen wie die Ehrengäste in den ersten Reihen.
Doch der Saal verzeiht auch keine Fehler, durch die Akustik wird jeder noch so kleine Ansatz für das Publikum deutlich wahrnehmbar. Dem unermüdlichen Intendanten Christoph Lieben-Seutter war die Erleichterung deutlich anzusehen, als das Orchester „Die Geschöpfe des Prometheus“ von Ludwig van Beethovens erster Ouvertüre anstimmte. Die Ballettmusik wurde 1801 in Wien uraufgeführt und ist nun das erste offizielle Stück, das in der Hamburger Elbphilharmonie vor Publikum gespielt wurde.
Elf Stücke aus 400 Jahren klassischer Musik
Thomas Hengelbrock hatte das Programm für den Abend bis zuletzt geheim gehalten und überraschte das Publikum mit elf Stücken aus 400 Jahren klassischer Musikgeschichte. Die Eröffnung des Konzerthauses stand unter dem Motto „Zum Raum wird hier die Zeit“, ein Zitat aus Richard Wagners Parsifal. Die Organisatoren hatten sich noch eine ganz besondere Überraschung für das Publikum einfallen lassen: An diesem denkwürdigen Abend wurde ein von Wolfgang Rihm nur für diesen Festakt komponiertes Stück uraufgeführt. Der Applaus war überwältigend und das gesamte Orchester konnte mit seiner Leistung zufrieden sein.
Doch nicht alle Besucher fanden Gefallen an der sehr elitären Auswahl von Thomas Hengelbrock und erst Beethovens 9. Symphonie und der Einsatz aller verpflichteter Starsänger versöhnte dann alle Konzertbesucher. Nach einem aufregenden Abend mit toller Akustik und einem grandios spielenden Orchester konnten die geladenen Gäste dann um 23:00 Uhr im Foyer ihr Abschlussgetränk genießen.
Hamburg darf sich auf ein Konzerthaus freuen, das sich mit den Opernhäusern in Sidney und New York messen kann. Für das erste Programmhalbjahr sind schon alle 500.000 Karten verkauft und wir sind gespannt, was die Zeit noch für diese neue Perle der Hansestadt bereithält.