Stimmen können Ausdruck einer Persönlichkeit sein, sie verraten Launen und Charakterzüge. Doch Stimmen sind veränderbar und können auch verführerisch sein und andere manipulieren. Ein Sprichwort sagt: „Die Stimme des Menschen ist sein zweites Gesicht.“
Unsere Stimme verrät mehr über unsere Persönlichkeit, als wir gemeinhin denken. Das Alter, die Nationalität oder das Geschlecht können Menschen anhand der Stimme erkennen oder zumindest einschätzen. Mit der Pubertät kommt bei vielen Kindern auch der Stimmbruch; die Stimmbänder verändern sich in dieser Phase vor allem bei Jungen signifikant, während der Stimmbruch bei Mädchen kaum hörbar ist. Die Stimme entwickelt sich auch später noch ständig weiter. Jungen haben mit dieser Veränderung zumeist stärker zu kämpfen als Mädchen. Ein ausgewachsener Mann hat eine deutlich tiefere Stimme als das weibliche Geschlecht. Doch die weibliche Stimme einer Mutter ist nicht zu unterschätzen, sie wirkt beruhigend auf die Kinder und vermittelt Nähe und Intimität. Aber nicht nur das: die Stimme gibt außerdem Auskunft über Alter, Geschlecht und Herkunft.
Die Stimme als akustischer Fingerabdruck
Wenn wir unsicher oder aufgeregt sind, beginnt unsere Stimme zu zittern. Wenn wir nicht die Wahrheit erzählen, können viele Menschen diese Lügen nur an unserer Stimme erkennen und einen Schwindler entlarven. Unsere Stimme ist wie ein akustischer Fingerabdruck und macht uns unverwechselbar. Apropos Fingerabdruck: Das FBI und Interpol speichert die Stimmen von Straftätern als digitale Codes chiffiert in Datenbanken ab, denn ein guter Telefonmitschnitt hilft manchmal mehr als zahllose, möglicherweise unscharfe Fahnungsfotos. Hat man den Täter dann gefasst, helfen stimmbasierte Lügendetektoren, sogenannte „Voice Stress Analysis“, ihn beim Lügen zu entarnen. Dabei wird das Zittern der Stimmmuskulatur mittels Grafiken sichtbar gemacht. Eine Manipulation ist nahezu unmöglich, denn die Anspannung und Nervosität wird über die Muskeln und Nerven wie von einer Datenleitung auf die Stimmlippen übertragen. Lediglich professionellen Schauspielern könnnte eine Täuschung gelingen.
Wir senden bei jedem Vortrag oder Gespräch verdeckte Botschaften aus. Der Ton wird im Kehlkopf erzeugt und von unseren Gefühlen beeinflusst. Empfinden wir Ekel, Angst oder Unsicherheit, signalisiert unser Gehirn, dass uns eine unangenehme Situation bevorsteht und die Kehle schnürt sich zu. Das Sprechen fällt uns sichtlich schwerer, die Muskeln spannen sich an und die Resonanzräume verengen sich. Durch diese Reaktion wird unser Gegenüber unweigerlich in unsere Gefühlswelt involviert. Die Emotionen des Sprechers lassen sich auch in der Art der Sprechweise und Höhe der Tonlage feststellen. Bei Wut nimmt die Anzahl der Betonungen zu, die Aussprache wird deutlicher und die Tonlage höher. Bei Trauer dagegen klingt die Stimme dumpf, die Satzmelodie ist weniger abwechslunsgreich und die mittlere Tonhöhe ist abgesenkt. Freude führt zu einer größeren Variationsbreite in der Satzmelodie sowie hörbare Tonhöhenänderungen bei betonten Silben. Angst macht sich durch eine eintönige Satzmelodie, erhöhter Sprechgeschwindigkeit und eventuellem Weglassen von Silben bemerkbar.
Tiefe Stimmen vermitteln uns einen Eindruck von Kompetenz und eine behauchte Stimme signalisiert uns Nähe und Intimität. Menschen mit einer piepsigen Stimme nehmen wir nicht ernst und schrille Stimmen lassen uns nervös werden. Wer leise und monoton spricht, läuft meist Gefahr, nicht gehört zu werden. Doch niemand ist ein Opfer seiner Stimme und muss damit unzufrieden sein. Die Stimme lässt sich trainieren und verändern.
Stimmen sind veränderbar
Wenn man weiß, wie man mit seiner Stimme umgeht, kann sie einem das Leben leichter machen. Weil man spannendere Vorträge hält, überzeugender argumentiert oder Gefühle wie Nervosität und Ärger verbergen kann. Dann wirkt die Stimme wie ein maßgeschneiderter Anzug oder ein gut aufgetragenes Make-up.
Wir können mit unserer Stimme auch sehr viel Spaß haben, wenn wir bekannte Künstler imitieren oder im A-Capella-Chor die Grenzen unserer Stimme testen. Wir können dem Enkel ein Bilderbuch vorlesen und die Personen durch die Veränderung der Stimme lebendig werden lassen oder wir halten einfach eine tolle Präsentation.
Alle Menschen sind also einzigartig – genauso wie ihre Stimmen.