Wissenschaftler der Université de Montréal haben nun bewiesen, was wir schon alle geahnt haben: Das Spielen von Instrumenten wirkt sich neben der Psyche und dem Denkvermögen auch positiv auf die sensorischen Fähigkeiten aus. Wie das zusammenhängt haben wir uns mal genauer angesehen.
Die Studie unter Leitung von Simon Landry wurde an der Université de Montréal durchgeführt und belegt, dass Musizieren neben der Aufnahmefähigkeit, dem Selbstbewusstsein und der sozialen Kompetenz auch die sensorischen Fähigkeiten fördert. Die Wissenschaftler könnten damit einen Weg gefunden haben, die Reaktionsfähigkeit älterer Menschen zu trainieren und damit gewissen altersbedingten Schwächen vorzubeugen.
Die Probanden
Landry und seine Kollegen starteten die Studie nur mit einer relativ geringen Zahl an Probanden. Darunter waren 16 Musiker, die im Alter von drei bis zehn Jahren angefangen hatten, ein Instrument zu spielen. Bereits bei Vierjährigen verändert schon ein Jahr zusätzliche Musikerziehung die Hirnentwicklung. Neben acht Pianisten waren noch drei Geiger, zwei Schlagzeuger, ein Bratschist, ein Harfenspieler und ein Kontrabassist an dem Experiment beteiligt. Viele von ihnen spielten sogar ein zweites Instrument.
Die getesteten Musiker waren zudem im Umgang mit ihren Instrumenten sehr geübt und hatten mindestens sieben Jahre Unterricht genossen. Als Vergleichsgruppe wurden 19 Studenten der School of Speech Language Pathology an der Université de Montréal, die keine Instrumente beherrschten, getestet.
Der Versuchsablauf
Die Probanden wurden in einen ruhigen und angenehm beleuchteten Raum gesetzt. Durch die neutrale Umgebung konnten die Forscher garantieren, dass die Ergebnisse unter den gleichen Voraussetzungen gewonnen wurden. Eine Hand legten die Kandidaten auf eine kleine Schachtel, die in unregelmäßigen Abständen vibrierte.
Mit der anderen Hand bedienten die Probanden eine Computermaus. Sobald sie einen Ton (weißes Rauschen) hörten, eine Vibration der Schachtel spürten oder beides, sollten die Teilnehmer mit der Maus klicken. Die drei möglichen Variationen wurden jeweils 180 Mal durchgeführt. Damit die Probanden das Vibrieren der Schachtel nicht akustisch wahrnehmen konnten, trugen sie während des gesamten Experiments Ohrenstöpsel.
Das Versuchsergebnis
Die Musiker reagierten auf die auditiven, taktilen und multisensorischen Stimulationen deutlich schneller als die Nicht-Musiker. Die Studie wurde im „Brain and Cognition“ Magazin veröffentlicht und verdeutlicht die Vermutung, dass langfristiger Musikunterricht die Reaktionszeit fördert. Damit könnte der zunehmenden Abnahme der Reaktionszeit im Alterungsprozess durch das Erlernen eines Instruments entgegengewirkt werden. Professor Landry sieht die Forschung in diesem Gebiet aber noch in den Kinderschuhen und wir sind gespannt, welche Erkenntnisse die Wissenschaft noch gewinnen wird.
Aber nicht nur Musizieren, sondern auch Tanzen soll angeblich die Alterserscheinungen bekämpfen: das fand die kanadische Forscherin Laura-Ann Pettito in ihrer Studie heraus, in der sie die Konzentrationsfähigkeit erwachsener Profi-Tänzer und Nicht-Tänzer untersuchte. Das Ergebnis: Die Profi-Tänzer konnten sich besser konzentrieren und liesen sich nicht so leicht ablenken. Auch eine Langzeitstudie mit Senioren am Albert Einstein College of Medicine in New York bestätigt, dass regelmäßiges Tanzen die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, senkt, da die rhythmische Bewegung dem Verlust von Synapsenverbindungen verhindert.