Heimat ist ein Wort, das für jeden Menschen andere Eindrücke beinhaltet. Sind es bestimmte Gerüche, die wir aus unserer Kindheit kennen und mit unserem Zuhause, einer Region verbinden? Bestimmte Bilder, Jahreszeiten, die Natur oder das Essen? In akustischer Hinsicht haben sich Regensburger Studenten mit diesem Thema und der Frage „Wie klingt die Oberpfalz?“ in einer Wanderausstellung auseinandergesetzt.
Der Gehörsinn beeinflusst maßgeblich, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Geborgen fühlen wir uns daher nicht nur durch die Dinge, die wir mit den Augen wahrnehmen oder durch bestimmte Gerüche oder den Geschmack bestimmter Gerichte, die wir von Zuhause kennen und untrennbar damit verbinden.
Was ist ein typisches Heimat-Geräusch und wie kann man darüber eine ganze Region darstellen? Sicher keine leichte Aufgabe. Die Wanderausstellung „Wie klingt die Oberpfalz?“ liefert hier Antworten.
Das gemeinsame Projekt entstand in Zusammenarbeit von rund 35 Studenten der Vergleichenden Kulturwissenschaft und der Medieninformatik der Universität Regensburg, der Bezirksheimatpflege und zehn Studierenden der Fachakademie für Raum- und Objektdesign in Cham.
Das Besondere daran: Räume durch Klang abzubilden ist zwar nichts Neues, doch wurden ähnliche Projekte bislang nur anhand von Städten (wie beispielsweise Berlin) durchgeführt. Eine ganze Region wie die Oberpfalz akustisch abzubilden, ist daher ein bislang nicht gewagtes Unterfangen gewesen.
Die Ausstellung besteht aus neun Themengebieten, welche die Oberpfälzer Alltagskultur widerspiegeln: Sprache, Grenzen, Ernährung, Arbeiten, Freizeit, Wohnen und Familie, Bräuche, Musik und Natur. Dargestellt wurden die einzelnen Bereiche mit Hilfe von Klangcollagen, Geräuschen und einzelnen Klängen, die man sich als Besucher mittels Klangboxen anhören kann. Eine umfassende Broschüre zur Ausstellung findet ihr hier: Hier klicken. Die architektonische Umsetzung der Klangboxen im bewusst reduzierten Design wurde von den Studenten der Fachakademie für Raum- und Objektdesign realisiert. Ergänzt wurden diese dann durch multimediale Elemente wie Texttafeln, Spiele, Fotografien und einen Film.
Gleich auf Seite vier der Broschüre sind Fotografien von Mündern abgebildet, die auch in den Klangboxen zu finden waren und die Wörter „bäis, Bou, Broud, Dou dadierda da, Iäiwa, Strouh, Sunna und wäi“ formen. Außerdem setzten sich die Teilnehmer des Projekts mit den Geräuschen der Bräuche, von Glockenklang bis „Kirwagschroa“ auseinander. Aber auch der Klang der Arbeit, vom Hammerklang bis hin zum Pendlerlärm wurde im Zuge des Projektes unter die Lupe genommen und es wurde genauer hingehört. Natürlich darf auch die Musik aus der Oberpfalz nicht vergessen werden, die unter anderem von den Domspatzen oder dem Rapper B-Bou präsentiert wird. Naturgeräusche wie der Schrei eines Luchs oder das Zwitschern regionaler Vogelarten dürfen in der Klangcollage ebenfalls nicht fehlen.
Um sich ganz der akustischen Oberpfalz hingeben zu können, muss man als Besucher seinen Kopf in die jeweilige Klangbox stecken. So lenkt nichts ab und man kann sich voll und ganz auf seinen Gehörsinn konzentrieren. Neben den Klangboxen wird die Ausstellung durch weitere mediale Elemente wie Fotos, Text, Spiele und einen Film unterstützt. Den Studierenden ist mit dem Projekt „Wie klingt die Oberpfalz“ ein junger, studentischer Blick auf die Region gelungen, ohne zu sehr auf Klischees zu beharren.
Bis April gastiert die Wanderausstellung noch in der Oberpfalz, bevor es weitergeht in die Tschechische Republik. Die weiteren Termine findet ihr unterhalb des Artikels. Um die 10.000 Besucher haben die Wanderausstellung bereits besucht und einen Lauschangriff auf die Oberfpalz gewagt.
Wer einmal sensibilisiert ist und mit „offenen Ohren“ durch den Alltag geht wird feststellen, dass es in unserer jeweiligen unmittelbaren Umgebung immer ganz spezifische Geräusche gibt, über die wir unseren Aufenthaltsort bestimmen könnten, zum Beispiel assoziiert man bei den Glocken des Big Ben sofort die Metropole London und auch die typischen Geräusche der schließenden Ringbahn-Türen lasseb einen gleich an Berlin denken. Auch mit geschlossenen Augen …
Termine 2017 Oberpfalz:
16.01. – 26.02.: Kunstforum Bayerische Spielbank Bad Kötzting
08.03. – 13.04.: Rathaus Schierling
Termine 2017 Tschechische Republik:
Juni-September 2017: Dr. Hostaš- Heimatmuseum in Klattau (ředitel Vlastivědného muzea Dr. Hostaše v Klatovech)