Immer mehr Menschen konsumieren Radio über das Internet – genau genommen drei von vier Nutzern, Tendenz steigend. Die Live-Streams der UKW-Sender gewinnen rasch an Beliebtheit. Diese Schlüsse zieht das Meinungsbefragungs-Institut TNS Emnid in seiner aktuellen Online-Befragung. Was die Befragung sonst noch ergeben hat, lesen Sie in unserem neuen Artikel.
Das Radio findet dieser Tage zunehmend Hörer im Web: Gut drei Viertel aller Interviewten sagten aus, Radio über das Internet zu hören. Speziell bei der jüngeren männlichen Zielgruppe ist diese Art des Radiohörens gefragt, denn die Panel-Befragung von TNS Emnid ergab, dass Männer zwischen 14 und 29 Jahren mit insgesamt 83 Prozent die sogenannten „Heavy User“ darstellen.
In der Summe von über 5.000 Hörern der RMS SUPER KOMBI führte die Teilnehmer-Gruppe von 14- bis 59-Jährigen, die einen Internetanschluss besitzen, ihre regelmäßige Radionutzung auf. Die bekannten Privatradiosender haben eine stabile Stellung, die sie sich auch im Internet zunutze machen können.
Primetime & Drive Time
Nicht nur die Livestreams der Privatradiosender, sondern auch diverse andere Online-Angebote wie unterschiedliche Musikstile, Comedy oder Informationsangebote, die lediglich im Internet abrufbar sind, werden ebenfalls oft genutzt.
Die Diskrepanz liegt hier in der Nutzungszeit. Die Hauptzeiten der Radionutzung über das Internet liegen zwischen 18 und 21 Uhr, die beste Sendezeit der UKW-Sender am Morgen und die Drive Time hingegen zwischen 16 und 18 Uhr.
Chancen für Werbetreibende
Dadurch eröffnen sich völlig neue Wege für die Radiowerbung, um die Hörer besser zu erreichen. Gemeint ist hier, genau genommen, die normalerweise nur schwer zu erreichende Gruppe der unter 30-Jährigen.
Diese Zielgruppe zählt zu den Wenig-Radiohörern und nutzt lieber mobile Apps wie Spotify, um Musik zu hören. Wenn Unternehmen also die Chance nutzen, ihre Werbekampagnen im reichweitenstarken UKW-Werbeblock zu positionieren und parallel Radiosender im Internet belegen, setzen sie alle Mittel zur medienübergreifenden Ansprache ein.
Zudem fallen Spots im Webradio unter die akzeptierten Formen der Werbung, die ein erhöhtes Aktivierungspotenzial aufweisen.
Die Technik macht‘s
Der eigentliche Grund für den maximierten Erfolg ist die Verbesserung der technischen Rahmenbedingungen, denn breitbandige Internetverbindungen stehen den Menschen zuhause oder mobil zur Verfügung und das Tarifmodell „Flatrate“ setzt sich als Standard durch.
Ein essenzielles Kriterium für die Diffusion von Webradio und Musik- oder Videoportalen ist die technologische Annäherung.
Die Entkoppelung des Mediengebrauchs von den heute standardmäßig verwendeten Endgeräten PC/Mac könnte neue Möglichkeiten freisetzen, die die Ausbreitung der internetvermittelten Medien in Schwung bringen würde.
In diesem Zusammenhang sind vor allem die bereits vorhandenen Gerätschaften zum Empfangen von Web-Programmen, die auch „WLAN-Radios“ genannt werden, von Bedeutung.
Im Zuge des Forschungs-Teilgebiets „Medienkonvergenz“ hat das Institut House of Research in Zusammenarbeit mit der WDR-Medienforschung und das Unternehmen TerraTec vor einiger Zeit die Möglichkeiten der Diffusion von Webradio und Musikportalen in Deutschland mit Hilfe von über 2.800 Interviews ausgewertet.
Die Resultate der Erhebung wurden auf den Lokalrundfunktagen 2009 in Nürnberg im Workshop „Radio & Internet I (Neue Forschungsergebnisse zur Webradionutzung)“ präsentiert. Eine Stichprobe ergab, dass 2.329 Personen von den insgesamt 2.862 Befragten Webradionutzer sind, von denen 1.466 Personen ihre Lieblings-Radiosender über den Browser oder einen speziellen Player und 863 über einen WLAN-Radio hören.
Webradio-Sender in Deutschland
Einer Goldmedia-Studie zufolge gab es im Jahr 2016 rund 2.453 Webradiosender in Deutschland. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat mit 615 Sendern das größte Webradioangebot, es folgen Bayern mit 341 Internet-Radiosendern, Berlin mit 225 und Niedersachen mit 212.
Bei diesem breit gefächerten Angebot kann man schnell mal den Überblick verlieren, deshalb hat das Technikportal Chip.de eine Auswahl an Web-Radiosendern zusammengestellt, die Sie sich anhören sollten.
Den Anfang macht dabei die Jugendwelle des Österreichischen Rundfunks, FM4, die seit geraumer Zeit auch in Süddeutschland eine treue Hörerbasis gewinnen konnte. Der Sender strahlt insgesamt 9 Sendungen aus.
An zweiter Stelle kommt ein Web-Radio made im hohen Norden. Das Hamburgerische Radio-Team von Byte FM besteht aus einer bunten Mischung von Radiojournalisten und Musikern, die sorgsam ausgewählte Musik-Playlists den computergenerierten Playlists vorziehen.
Für Fußball-Fans, die die ständigen Unterbrechungen der anderen Radiosender bei Spielen nicht mögen, gibt es den Web-Radiosender 90elf, der sich ausschließlich um das Runde im Eckigen dreht.
Eins ist sicher: Langeweile kommt bei dieser Auswahl garantiert keine auf!