Es gibt gewisse Synchronstimmen, die erkennt man einfach immer und kann sie sofort dem jeweiligen Schauspieler zuordnen. Die markanten Stimmen fallen aber auch auf, wenn sie beispielsweise für mehrere Schauspieler eingesetzt werden. Deutschland liegt mit seiner Synchronkultur ganz weit vorne und wird auch als „Synchron-Nation“ bezeichnet, was auch durch die gut gefüllte Synchronsprecherkartei belegt wird. Wer ist Ihr Favorit?
Geschichte der Synchronisation
Das Filme so gut synchronisiert sind wie heute, ist keine Selbstverständlichkeit: Im Jahre 1930 sah die Situation noch anders aus. Schon im Anfangsstadium des Tonfilms wurden Filme synchronisiert, doch dies bewirkte keine große Begeisterung beim Publikum, denn die fremden Dialogstimmen riefen eher Irritierung hervor.
Abgesehen von der Synchronisation gab es noch die Optionen, die Filme mit Untertiteln auszustatten oder ein möglichst originalgetreues Remake in der jeweiligen Landessprache zu produzieren.
Die einfachste Methode für das Publikum war die Untertitelung, doch auch die anstrengendste, denn es gestaltete sich ein wenig schwierig, sowohl dem Film, als auch dem Text gleichzeitig zu folgen und beides sinngemäß aufzunehmen.
Nach einigen Hürden wegen des Krieges und der nationalsozialistischen Zensur, die die Deutschen nicht als „die Bösen“ in den Filmen dargestellt sehen wollte, setzte sich die Synchronisation immer mehr durch und die Dialoge passten sich stimmiger an die Originalfilme an.
Synchronsprecher – ein unterschätzter Beruf
Ein Film ist dann perfekt synchronisiert, wenn das Publikum den Eindruck erlangt, dass Schauspieler und Stimme eins sind. Im Idealfall merken die Zuschauer in den Kinosälen oder vor dem Fernseher gar nicht, dass der Schauspieler eine andere Sprache als Deutsch spricht – das habe ich zumindest früher in kindlicher Naivität gedacht.
Die Aufgabe der Synchronsprecher ist es, alle Emotionen und charakterlichen Merkmale der Rolle allein mit ihrer Stimme auszudrücken und das auch noch exakt zu den Lippenbewegungen. Das erfordert nicht nur schauspielerisches Können, sondern auch hohe Konzentration. Viel Arbeit also: Ein Spielfilm wird bei der Übersetzung in 400 bis 1000 Takes zerlegt, die zwischen vier und zehn Sekunden lang sind.
Zehn Sekunden eines Films bringen dem Sprecher einen Lohn von 2,50 € ein. Der Zeitdruck ist groß, denn oft bleiben nur wenige Tage vor dem Starttermin eines Blockbusters, um diesen zu übersetzen. Hinzu kommt, dass die Synchronisation oft nicht in chronologischer Reihe vonstattengeht. Diese und weitere Herausforderungen machen den Beruf des Synchronsprechers zu einem anspruchsvollen.
Bekannte Synchronstimmen mit vielen Gesichtern
In Deutschland gibt es einige Synchronsprecher, die ihre Stimme gleich mehreren Schauspielern leihen. Manche von ihnen sind Ihnen sicher bekannt.
Wenn es wieder „Stirb langsam“ heißt, ist Manfred Lehmann der Mann der Stunde, denn er ist die deutsche Synchronstimme von Bruce Willis. Hinzu kommt die Synchronisation von Kurt Russell und Gérard Depardieu.
Wer Filme mit Cameron Diaz, Gwyneth Paltrow oder Heather Graham mag, kommt an der Synchronsprecherin Katrin Fröhlich nicht vorbei, denn sie ist für alle drei Schauspielerinnen die Standard-Sprecherin. Aber auch in der Serie Rizzoli & Isles ist sie als Dr. Maura Isles dauerhaft vertreten.
Wer den Film „Ziemlich beste Freunde“ gesehen hat, dürfte die Stimme von Omar Sy, der von Sascha Rotermund gesprochen wird, kennen. Aber nicht nur das: Er spricht außerdem Joaquin Phoenix, Christian Bale und Bradley Cooper. Zudem ist er als Dr. Jackson Avery in Grey’s Anatomy oder als Dr. Robert Chase in Dr. House zu hören.
Die Synchronsprecherin Sandra Schwittau spricht mit ihrer interessanten, verruchten Stimme nicht nur Eva Mendes und Hilary Swank sowie Naomi Rapace oder Renée Zellweger, sondern überraschenderweise auch den ewig zehnjährigen Bart Simpson in der TV-Serie „Die Simpsons“.
Tanya Kahana begann schon sehr früh mit ihrer Karriere: Als Synchronsprecherin für Mary-Kate und Ashley Olsen in der populären Serie „Full House“. Heute synchronisiert sie unter anderem Ellen Page, Zooey Deschanel und Jennifer Lawrence. Die Serien „Gossip Girl“ und „The Vampire Diaries“, in denen sie Leighton Meester und Nina Dobrev ihre Stimme borgt, sind ebenfalls bekannt.
Wer hätte außerdem gedacht, dass der Synchronsprecher Gerrit Schmidt-Foß nicht nur den schrulligen Sheldon Cooper in der Serie „Big Bang Theory“, sondern gleichzeitig auch den Frauenschwarm Leonardo DiCaprio spricht? Unterschiedlicher geht es fast gar nicht!
Oder wie passen der coole Daniel Craig als James Bond und Adam Sandler in 50 erste Dates zusammen? Gar nicht, denken Sie? Falsch! Dietmar Wunder synchronisiert beide und ist außerdem aus der Kinder-Zeichentrickserie Tabaluga bekannt.
Der Elb Legolas aus Herr der Ringe und Frauenaufreißer Barney Stinson haben vermutlich lediglich nur eins gemeinsam – den Sprecher Philipp Moog.
Synchronsprecher in Serien
Neben den großen Rollen wie bekannte Schauspieler in Hollywood-Blockbustern zu sprechen, verkörpern viele Sprecher – wie oben bereits erwähnt – auch die Synchronstimmen in Serien. Hier gibt es oft einen fest bestehenden „Pool“ an Sprechern, da Serien, im Gegensatz zu Spielfilmen, oft mehrere wichtige Charaktere haben und eine längere Spieldauer aufweisen.
Da viele Serien sich mehrere Staffeln lang fortsetzen, ist es wichtig, dieselben Sprecher zu engagieren, ansonsten kann es passieren, dass die Authentizität einer Rolle verloren geht, wenn die Synchronstimme jede Staffel anders klingt. Hinzu kommt, dass es schwierig für die Serienfans ist, sich an immer neue Stimmen zu gewöhnen.
Doch manchmal lässt sich ein Wechsel der Synchronsprecher nicht vermeiden, etwa wenn der Synchronsprecher oder die Synchronsprecherin einer Serie für eine andere Rolle gebucht wurden. Auch die Tatsache, dass manche Sprecher in den Ruhestand gehen oder leider gestorben sind, ist eine weitere Begründung – so zum Beispiel auch bei der Stimme von Homer Simpson, Norbert Gastell, die jetzt Christoph Jablonka übernommen hat.
Große Stimmen, großartige Arbeit
Auch wenn die Kritik an deutschen Synchronisationen in den letzten Jahren, teilweise auch nicht zu Unrecht, lauter wurde: Wir können dankbar sein, so eine gute Synchronkultur mit vielen talentierten Sprechern zu haben.