Die eigene Playlist ist etwas sehr persönliches: Manche Songs haben für uns eine gewisse Bedeutung, ebenso wie bestimmte Künstler oder eben die entsprechende Musikrichtung. Welche Musik wir generell hören, hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab und kann sogar Aufschluss über unsere Persönlichkeit geben. Was unsere eigene Playlist über uns verrät, lesen Sie in diesem Beitrag.
Der persönliche Musikgeschmack eines jeden Menschen entwickelt und verändert sich im Laufe seines Lebens. Er ist zwar nicht von Geburt an vorgegeben, doch er wird von unserer Umwelt, also in erster Linie unseren Eltern, beeinflusst. Aus diesem Grund kamen Wissenschaftler auf die Idee, zu untersuchen, ob der Musikgeschmack etwas über das soziale Umfeld und die Herkunft verrät.
Umfeld beeinflusst Musikgeschmack
Es soll ja durchaus Eltern geben, die Einfluss auf ihre Kinder nehmen wollen und ihnen nur Klassik vorsetzen, in der Hoffnung, sie würden intelligente Überflieger werden. So einfach ist das aber nicht, denn die positive Wirkung von klassischer Musik auf die Intelligenz ist nicht konkret nachgewiesen. Schon allein aus musikpädagogischer Sicht sollten Kinder so viele Musikrichtungen wie möglich kennen lernen.
Spätestens in der Pubertät entscheiden sie sowieso, welche Musik ihnen gefällt und gerade dann ist sie meist das komplette Gegenteil, denn: Jüngere Leute wollen sich gezielt von Älteren abgrenzen. So sind die Besucher eines Sinfoniekonzerts in der Regel älter, als das Publikum einer Boygroup.
Nicht nur die Eltern, sondern auch andere Personen aus dem Umfeld, zum Beispiel der Freundeskreis, respektive das schulische Umfeld, nehmen Einfluss auf unseren Musikgeschmack. Im Vordergrund steht hier das Zugehörigkeitsgefühl: Wenn die Freunde eine gewisse Musikrichtung mögen, hört man sie auch, da man Teil der Gruppe sein will. Der Musikunterricht in der Schule hat hingegen keinerlei Einwirkung auf die Entwicklung des Musikgeschmacks.
Musikgeschmack bedingt das Umfeld
Andersrum funktioniert diese Theorie auch: Wir suchen uns unseren Freundeskreis nach Musikgeschmack aus, sozusagen als kleinsten gemeinsamen Nenner. Das lässt sich nicht pauschalisieren, doch amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass junge Leute, noch vor Sport, Filmen, Büchern oder Fernsehen, am liebsten über Musik reden.
Da Musik bei einigen Freizeitaktivitäten eine große Rolle spielt, wie beispielsweise bei gemeinsamen Konzert-, Festival- , Bar- oder Clubbesuchen, Autofahrten oder Musizieren an sich, ist ein gleicher oder ähnlicher Musikgeschmack ein Auswahl- oder Ausschluss-Kriterium.
Eine Studie des Max-Planck-Instituts untersuchte außerdem die sozialen Verhältnisse in Verbindung mit dem Musikgeschmack und die Stichproben ergaben, dass keine Schichtunterschiede zu erkennen waren. Demnach sollte man sich von der Behauptung, Intellektuelle hören nur Jazz und Klassik, während ‚weniger intelligente‘ Menschen Pop hören, distanzieren.
Musikgeschmack verrät Persönlichkeit
Hinzu kommt, dass die Musikpräferenzen Aufschlüsse über die Persönlichkeit geben. Britische Wissenschaftler untersuchten in einer Studie, wie der Musikgeschmack mit der Denkweise eines Menschen zusammenhängt. Der Cambridge-Doktorand David Greenberg ließ 4000 Probanden umfangreiche Fragebögen ausfüllen und spielte ihnen Lieder aus 26 unterschiedlichen Genres vor. Das Ergebnis unterteilte die Teilnehmer in zwei Gruppen: Die Empathiker und Systematiker.
Empathische Menschen haben die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und nehmen deren Gefühle schneller wahr. Den E-Typus-Menschen sind Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Mitmenschen wichtig. Die bevorzugte Musik der „Emphasizer“ weist eher sanfte, bedächtige und sinnliche Klänge mit hoher emotionaler Tiefe auf. Dazu gehören zum Beispiel Lieder aus dem Singer- oder Songwriter-Genre sowie Pop und Blues – aber auch im R&B sind entsprechende Elemente zu finden.
Persönlichkeiten des S-Typus favorisieren dagegen laute und anregende Musik mit einer gewissen Vielschichtigkeit. Die „Systemizer“ interessieren sich für Muster, Systeme und Regeln, die sie die Welt besser verstehen lassen. Ihre Liebling-Musikrichtungen reichen von Heavy Metal und Punkrock über Electro/Techno bis hin zur Klassik.
Zuletzt gibt es noch den sogenannten „Misch-Typus“, oder auch B-Typ, der eine breite Palette an Musikgenres hört, folglich also sowohl auf Empathie-, also auch Systematisierungs-Ebene überzeugen kann. Eine Zeit lang galt dies für gut situierte Jugendliche. Eine Studie des Max Planck-Instituts für empirische Ästhetik zeigte aber, dass beispielsweise Musikwissenschaftsstudierende einen viel breiteren Musikgeschmack haben als Nicht-Musikwissenschaftsstudierende. Frauen neigen mehr dazu, dem E-Typ zu entsprechen, während sich Männer eher dem S-Typ zuordnen lassen.
Die Wissenschaftlergruppe will auch herausgefunden haben, dass die Persönlichkeitsmerkmale Schlussfolgerungen auf das musikalische Talent zulassen. Wer einen oder mehrere Charakterzüge der „Big Five“, nämlich Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extrovertiertheit, Verträglichkeit und Neurotizismus/emotionale Stabilität innehat, der ist angeblich besonders mit musikalischer Raffinesse gesegnet.
Wer herausfinden will, welchem Typus er entspricht, kann den Test hier machen.
Musik und Emotionen
Musik ist ein hochemotionales Thema, denn sie hat einen starken Effekt auf unsere Stimmungen. Die Ursache dafür liegt im menschlichen Gehirn, denn die vom Einzelnen als „schön“ empfundene Musik regt das Belohnungssystem im Hirn an.
Negativ bewertete Musik hat nicht zwingend etwas mit der Musik an sich zu tun, sondern kann auch situations- oder erfahrungsabhängig sein. Musik, die uns in einem Moment fröhlich machen kann, kann uns im nächsten Moment traurig machen, wenn wir zum Beispiel damit gewisse Erinnerungen verbinden.
Ebenso können wir in einer Feier-Situation, sei es im Bierzelt oder einem Club, die Musik gut finden und zu Hause dann meiden. Manche Menschen würden in einem Fragebogen vielleicht nie zugeben, dass sie bestimmte Schlagermusik mögen, aber mit der richtigen Menge an Alkohol und der Stimmung im Bierzelt schunkeln sie dann doch gerne mit.
Früher hieß es noch: „Darf ich dir meine Plattensammlung zeigen?“, oder: „Ich hab ein Mixtape für dich gemacht“, heute erstellt man eher Playlists für seine Liebsten, denn: Wir teilen Musik gerne mit Menschen, die wir mögen. Wir vertrauen ihnen so weit, dass wir sie durch die Musikstücke in unser Innerstes blicken lassen. Viele Paare bestätigen, dass sie so etwas wie „ihren Song“ haben, der zum Beispiel bei ihrem Kennenlernen lief und deshalb einen emotionalen Wert für sie hat.
Die Musikvorlieben sind also gewissermaßen ein Spiegel unseres Selbst. Mit ihnen drücken wir aus, wer wir, emotional, sozial und kognitiv gesehen, sind. Deshalb: Zeige mir deine Playlist und ich sage dir, wer du bist.
14. März 2021 um 19:13
Musik ist schon etwas tolles, aber das man über die Musik die Persönlichkeit rausfinden kann, finde ich schon sehr interessant.
Lg Emma