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„Mach ma lauder“ oder auch: Der Loudnesswahn

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„Mach ma lauder“ oder auch: Der LoudnesswahnTja, was soll uns diese Überschrift sagen? Hallo und herzlich Willkommen im Loudnesswahn? Keine Angst hier geht’s eigentlich nur um subjektiv empfundene Lautstärke bei Musik auf Tonträger oder im Film, Fernsehen Radio etc. Loudness kann man, wenn man so will, ganz einfach mit „Lautheit“ übersetzen. Das einfachste Beispiel ist der Lautstärkenunterschied, den man zum Teil bis vor einiger Zeit im Fernsehen erfahren musste.

Folgendes Szenario

Man schaute sich einen etwas älteren Spielfilm mit Werbeunterbrechungen an, stellte die Lautstärke nach persönlichem Geschmack ein, fühlte sich wohl….bis der erste Werbeblock kam, dann musste man schnell an der Fernbedienung sein, da die Werbespots drastisch lauter waren als der Filmton.

Das hat sich mittlerweile fast erledigt, da sich die Fernsehmacher über die Zeit auf eine Lautheitsbeschränkung geeinigt haben, EBU 128 genannt, im Kino gibt’s das schon länger, da heißt es LEQ82. Schöne Sache eigentlich – wenn’s einen bei der Werbepause nicht rückwärts aus dem Sessel bläst.

Noch deutlicher ist der empfundene Lautheitsunterschied beim Vergleich von älteren CDs oder gar Vinylplatten mit aktuellen „Scheiben“.

Woher die Liebe zu : „Lauter, lauter, lauter“ ?

Von allen Theorien gefällt mir die hier am besten: Schon früher ließen Plattenfirmen Songs von verschiedenen Tonmeistern mischen und wählten dann in einer „Hörsitzung“ aus, wem dann das gesamte Album zum Mischen übergeben wird.

Da damals wie heute alles was im Radio läuft (und das soll der potentielle „Hit“ ja auch) über einen sogenannten Sendelimiter/Compressor läuft, hörten sich vor allem damals Titel, die im Radio liefen, im Vergleich zur originalen Platte „lauter“ an.

Da unser Gehör nun bei der Entscheidung, was uns besser gefällt so gut wie immer das lautere Material wählt, fiel die Entscheidung der Plattenfirma in der Sitzung auch sehr oft zugunsten des lauteren Mixes, da er sich ja schon mehr in Richtung eines Hits anhört, der im Radio läuft. Krass oder?

Die Tonmeister reagierten darauf, indem sie eben schon beim Mischen Techniken einsetzten, die die empfundene Lautheit erhöhten um beim nächsten Mal den Zuschlag zu bekommen.

So wurden die Mischungen immer lauter und das Ganze wurde dann durch das sogenannte : „Mastering“ (sprich: Die letzte Bearbeitung bevor das Material auf die CD gepresst wird) noch mal deutlich gesteigert, weil natürlich auch der Titel, der dann im Radio lauter rüberkommt, als etwa der zuvor gespielte, „besser“ ist, bzw. auch die Musiker forderten, dass ihre Scheibe auf keinen Fall leiser sein darf als die der anderen.

Natürlich galt das gleiche für Werbespots im Radio, Kino und Fernsehen, bei letzteren eben mittlerweile „vernünftig normalisiert“.

Die ganze Geschichte wurde im Lauf der Zeit dann leider immer weiter getrieben, sodass manche CDs so laut sind, wohlgemerkt bei gleicher Einstellung der Stereoanlage etc., dass auch hartgesottene Hörer nach kurzer Zeit leiser drehen, weil eben die durchschnittliche Lautheit unser Gehör und Gehirn sehr stresst.

Zum andern musste man, um immer lauter werden zu können, auf Techniken zurückgreifen, die das Material als die Musik aggressiver und nicht rund und angenehm klingen lassen, Hauptsache laut.

Kommt Zeit, kommt Vernunft

Um diesen Entwicklungen entgegen zu wirken gibt es mittlerweile „Vereine zur Erhaltung von natürlicher Dynamik in der Musik“, denen sich Künstler anschließen und dann eben Alben herausbringen die wieder „normal“ laut sind. Und wenn man die dann mal aufdreht, klingt das angenehmer als die „Loudnesswahnscheiben“.

Auch Onlineplattformen wie etwa Spotify, Itunes etc. verlangen mittlerweile Formate nach ihren eigenen Angaben, die sie dann selber so bearbeiten, dass ein einheitlicher Sound bzw. Lautheit möglich ist. Schöner Ansatz!

Phänomene wie der Loudnesswahn ergeben sich immer wieder, weil natürlich jeder möchte, dass sich der eigene Song oder der eigene Werbespot deutlich von der Konkurrenz abhebt. Ist der Trend mal bei allen angekommen, klingt wieder alles gleich – aber bis dahin bekommt der ein oder andere hierdurch ein Alleinstellungsmerkmal.

Welche Methoden sich hierfür als neue Trends in Musik und Werbung abzeichnen, lesen Sie demnächst auf dem P&P-Blog.

In diesem Sinne: Immer schön leise bleiben, und bis bald.

Professionelles Sounddesign von der P&P Studios Audio-Agentur in Regensburg

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Autor: Bernhard Kreuzer

Bernhard "Al" Kreuzer ist seit 1991 bei der P&P Studios Audio-Agentur als Tonmeister tätig und gehört somit zu den "Altmeistern". Seit über 30 Jahren führt er Musikaufnahmen und Bearbeitungen durch - von der analogen Mehrspurtechnik bis zur heutigen Digitaltechnik. Neben seiner Tätigkeit als Live- und Studiomusiker als Gitarrist und Sänger, ist er auch als Kabarettist und Darsteller mit den Bavarian Giants unterwegs. Durch seine lange Erfahrung besitzt er unvergleichliche Kompetenz im Bereich Funkspotproduktion und bei Musikaufnahmen im Studio sowie mobil.

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