„Nach dem nächsten Spot können Sie für 30 Minuten ungestört Musik hören“. Nie waren 30 Sekunden so lange wie zwischen zwei Songs. Spotify ist Marktführer im Segment der Musik-Streamingdienste. Noch nie war es so einfach, umsonst und komplett legal Zugriff zu so viel Musik zu bekommen. Doch wie finanziert sich der Dienst und noch genauer: Wie funktioniert Werbung auf Spotify?
Die verschiedenen Modelle von Spotify
Die Monetarisierung der Plattform erfolgt über zwei Wege: Zum einen gibt es die Form des bezahlten Abonnements. Das heißt, dass man einen monatlichen Betrag zahlt und diverse Angebote nutzt, welche nicht im kostenlosen Paket beinhaltet sind.
Das wäre dann die Möglichkeit, die Lieder und Alben zu downloaden, sie in bester Qualität zu hören oder aber auch keine Werbung zu haben.
Der kostenlose Nutzer muss sich jedoch mit Werbung herumschlagen. Man darf diese Audio-Werbung jedoch nicht mit der des Radios verwechseln. Beide benutzen zwar in der Theorie den gleichen Weg, den Hörer zu erreichen, sind jedoch in ihrem Grundsatz sehr unterschiedlich.
Spotify verzeichnete im Jahr 2015 in etwa 75 Millionen Benutzer. Davon waren fast ein Viertel, also 20 Millionen User, Abonnenten des Premium-Pakets. Bei den durchschnittlichen Kosten von 9,99€ im Monat kommt man auf einen Jahresumsatz von etwa 2,3 Milliarden Euro.
Die an Werbung durch die kostenlosen Nutzer eingenommenen 196 Millionen Euro wirken dagegen mickrig, sind jedoch eine interessante Zahl, um damit herumzuspielen.
In den letzten Jahren ist die Anzahl der Nutzer natürlich gestiegen. Im Jahr 2018 verzeichnete der Streamingdienste 207 Millionen Nutzer.
Ungestört Musik hören
Wenn man aber nun nicht für den Dienst in die Tasche greifen will, ist man dazu genötigt, die Werbung durchzustehen. Und diese funktioniert nach einem ganz interessanten Konzept.
Wie auch im Radio wird die spielende Musik unterbrochen. Meist durch einen Trenner von Spotify selbst. Dieser „warnt“ dann vor der kommenden Werbung, verspricht aber im Gegenzug danach für eine gewisse Anzahl von Minuten die Musik werbefrei genießen zu können.
Der Nutzer wird in seinem Musik-Flow natürlich von der Werbung gestört, doch durch das Angebot, dass der Hörer aufgrund der Werbung danach ungestört weiterhören kann, setzt ein positives Statement.
Natürlich funktioniert Werbung so. Der Werber liefert durch seine Anzeige Geld, um das benutzte Medium beziehungsweise Programm aufrechtzuerhalten. Doch die direkte Kommunikation dieses Schemas macht Spotify zum König der Werbeplattformen.
Denn es gibt zwei Optionen: Ein monatliches Abonnement oder eben kostenlos Hören und durch Werbepausen „gestört“ werden. Bei beiden Modellen möchte Spotify natürlich mitverdienen. Die Werbeeinblendungen spielen beiden Optionen im Hinblick auf die Monetarisierung natürlich in die Tasche. Zum einen wird eine Komponente im kostenlosen Angebot eingebunden, die den Kunden dazu treiben könnte, sich ein bezahltes Abo zuzulegen.
Doch das Einbinden der Werbung ist auch für den Werbetreibenden ein gutes Angebot. Durch die explizite Nennung des Nutzens der Werbung – sie bezahlt nämlich das nachfolgende, ungestörte Musikvergnügen – verbindet der Konsument diese nicht mit Störung, sondern mit einer guten Tat. Die Marke wird somit positiv in Erinnerung gehalten.
Im Radio gibt es sowas jedoch auch. Bei einem sogenannten Patronat wird der kommende Themenbereich dann von einem Sponsor angekündigt. Ganz so neu ist Spotifys Taktik somit nicht, schmälert jedoch nicht ihren Erfolg.
Unterbrechen ohne zu stören
Spotify schafft somit eines, das den meisten Medien aufgrund ihrer Werbeblöcke verwehrt bleibt: Es wird mit Werbungen unterbrochen, ohne zu stören.
Wichtig hierbei ist auch die Länge zu betrachten. Im Intervall von 30 Minuten wird der Hörfluss von meist nicht mehr als ein bis zwei Minuten unterbrochen. Eine Sendestruktur, die so im Radio beispielsweise nicht möglich wäre.
Im Gegensatz zum Radio, hinlänglich natürlich seiner GEZ-Gebühren, ist das Spotify Angebot jedoch darauf bedacht, aus spontanen kostenfreien Hörern auch zukünftige Abonnenten zu machen.
Die Devise der Werbung ist somit schlussendlich die: So lange höflich fragen, bis man bekommt, was man will. Und das bedeutet für den Streaminganbieter nicht, das Produkt des Werbekunden anzubieten, sondern vielmehr den Nutzer von diesem „Störfaktor“ zu „befreien“. Das heißt in diesem Fall von einem kostenpflichtigen Abonnement zu überzeugen. Nur einfach ohne damit zu stören.