Es gibt vieles, was uns sofort an unsere Heimat denken lässt: Bilder von bekannten Orten oder Landschaften, bestimmte Geräusche oder Gerüche. Oder, wenn wir jemanden im heimischen Dialekt sprechen hören. Je nachdem, ob man den Gedanken an die eigene Heimat mit etwas Positivem oder Negativem verbindet, kann das unterschiedliche Gefühle auslösen. Wie sich Dialekte entwickelt haben und wie sie heute gesehen werden, haben wir für Sie herausgefunden.
Sprache ist Herkunft
An der Sprache erkennen wir, aus welchem Teil der Welt jemand kommt. Kennen wir die Sprache, können wir meist auch zuordnen, woher unser Gegenüber stammt. Kennen wir die fremde Sprache nicht, kann man zumindest oft vom Klang und der Aussprache einschätzen, aus welchem Erdteil der Sprechende kommt.
Ich muss hier gerade an das „Sendung-mit-der-Maus“-Intro denken: Am Beginn jeder Folge wird der Inhalt der Sendung zuerst auf Deutsch zusammengefasst, anschließend in einer anderen Sprache. Hört man sich die Sprache an, ist es sehr spannend am Ende zu hören, ob man mit der eigenen Vermutung richtig lag.
Genau wie mit der Landessprache kann man von den unterschiedlichen Dialekten einer Sprache darauf schließen, aus welcher Region eines Landes jemand kommt.
Je älter man wird, desto besser lassen sich diese Dialekte in der eigenen Muttersprache zuordnen und voneinander unterscheiden. Vor allem, wenn man selbst mal in einem andern Teil des eigenen Heimatlandes gelebt hat, lernt man den vertrauten Heimat-Dialekt vielleicht nochmal aus einer ganz anderen Perspektive kennen.
Wie haben sich Dialekte entwickelt?
Um nachzuvollziehen, wie sich einzelne Dialekte entwickelt haben, wäre man heutzutage vor allem auf Schriftstücke aus den zu erforschenden Epochen angewiesen – jedoch existieren beispielsweise aus der Zeit vor dem 7. Jahrhundert nur sehr wenige Dokumente.
Mittelalterliche Schriftstücke lassen allerdings daraus schließen, dass es im germanischen Sprachraum seit jeher verschiedene „Mundarten“, sprich Dialekte gegeben hatte.
Im Laufe der Jahrhunderte sind die Unterschiede durch sogenannte „Lautverschiebungen“ entstanden – so wurde beispielsweise Wörter wie „Wasser“, „was“ oder „das“ im Süden ebenso gesprochen, im Norden dagegen mit dem Laut „t“ statt „s“ – also „Water“, „wat“ und „dat“.
Im Mittelalter reiste die einfache Bevölkerung kaum und geographisch bedingte Entfernungen (Wälder, Täler und Berge) sorgten dafür, dass sich in den einzelnen voneinander abgeschiedenen Regionen ganz eigene Dialekte herausbildeten.
Außerdem gab es im Mittelalter noch keine standardisierte Schriftsprache (wer lesen und schreiben konnte, tat die in Latein), die einfache Bevölkerung konnte zum Großteil weder lesen noch schreiben.
Damals und heute
Mittlerweile gibt es in Deutschland insgesamt 16 große Dialekt-Gruppen wie Bayerisch, Allemannisch, Obersächsisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Westfälisch, Ostwestfälisch, Brandenburgisch und Nordniederdeutsch.
Im Dialekt zu sprechen ist zwar an kein Bildungsniveau geknüpft, doch sprechen Menschen in ländlichen Gegenden eher im Dialekt als in großen Städten.Dieses Gefälle von Stadt-Land verleitet so manchen dazu, Dialekt mit einem Mangel an Bildung gelichzusetzen. Unter anderem durch die Einführung des Rundfunks hatten Dialekte im Alltag an Bedeutung verloren – denn On Air war die Standardsprache meist nicht mehr von Dialekten geprägt.
Sterben Dialekte aus?
In manchen Regionen Deutschlands gibt es mittlerweile Kurse, in denen die Teilnehmer lernen, sich den heimatlichen Dialekt abzugewöhnen. Seltsam, denn zur selben Zeit werden immer mehr Stimmen laut, die sich wieder mehr Dialekt wünschen.
Auch in Grundschulen und Kindergärten in Südbayern bekommt das Thema Dialekt wieder mehr Bedeutung – so gibt es Lerneinheiten, in denen den Kindern dialektale Alltagswörter und Wendungen nähergebracht werden sollen.
Dialekt als Teil der Identität
Als waschechte Fränkin wurde ich während meines Studiums in Regensburg als solche selten erkannt: Richtiges Fränkisch spreche ich nämlich nicht. Manchmal schade, denn wenn ich Zuhause bin, höre ich es einfach sehr gerne und egal wo ich bin: Einen anderen Franken erkenne ich schon vor Ende des ersten gesprochenen Satzes.
Dort wo ich aufgewachsen bin, hängt eben auch weiterhin mein Herz – und der fränkische Dialekt gehört hier für mich einfach dazu.