Wir alle sind, seit unserer Geburt, Teil einer bestimmten Generation. Typisch für Gruppen mit dem gleichen Lebensalter sind gleiche Verhaltensweisen, Angewohnheiten etc. Wird aber vielleicht auch der individuelle Musikgeschmack von der Generationsidentität beeinflusst oder gibt es für dessen Entstehung andere Gründe? Diese Frage wird im heutigen P&P Blogartikel beantwortet.
Wann hörte man was?
Vorab sollte man wissen, welche musikalischen Trends sich überhaupt im Laufe der letzten Generationen entwickelt haben.
In den 50er Jahren wurden in Deutschland überwiegend Nachkriegsschnulzen gespielt, seltener waren heutige Klassiker dieser Zeit zu hören, beispielsweise Jailhouse Rock von Elvis Presley wurde erst viele Jahre später bekannt.
In den 60er Jahren, dominierte Schlagermusik die Charts, Titel wie Mama von Heintje waren angesagt. Auch in den 70er Jahren dominierte deutsche Schlagermusik die Trends. Erst in den achtziger Jahren schafften es andersartige Songs an die Spitze.
Der Umschwung in den 80ern und 90ern
Die neue deutsche Welle brachte einen Umschwung in die deutschen Charts. Erst in den 90er Jahren wurden internationale Songs (wie Wonderwall von Oasis), auch in Deutschland populär.
Aber auch Eminem und Nirvana schafften es in die Charts. Alle Top-Lieder der 0er Jahre sind dem Genre Alternativ Rock (z. B. Linkin Park) zuzuordnen, vereinzelt hat sich auch deutscher Hip Hop (z. B. Sido) durchgemogelt. Dennoch dominierten die Rocker dieses Jahrzehnt.
Woher kommt der Musikgeschmack?
Nicht jeder bleibt seinem Musikgeschmack ein Leben lang treu, mit dem Lebensalter erhöht sich die Offenheit – neue Genres werden ausprobiert.
Jedoch entfernt man sich im Zuge dieser Entwicklung nicht zu weit von seinen musikalischen Wurzeln. Es ist also ziemlich unwahrscheinlich eine Metal-Oma anzutreffen.
Wer hört was?
Die Statistik spricht hier eine ganz klare Sprache: Leute ab 50 bevorzugen klassische Musik und Schlager, Jüngere hingegen kaufen solche Tonträger fast nicht. Eine dominante Rolle bei der Musikauswahl spielt die Gefühlslage der Person.
Laut der Persönlichkeitsforschung, welche den Musikgeschmack mit dem Big 5s – Modell verbunden hat, verwenden wir Musik dazu, den aktuellen Gemütszustand zu verstärken. Die Big 5s ist ein etabliertes Persönlichkeitsmodell aus der Psychologie, es gibt 5 Hauptkategorien, welche im individuellen Charakter unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Die dominante Kategorie des Individuums ist die treibende Kraft, die für den Musikgeschmack verantwortlich ist.
Wir hören also, wenn wir traurig sind, tendenziell eher traurige Musik, etc.
Man hat zudem herausgefunden, dass der Musikgeschmack zuverlässige Rückschlüsse auf die Persönlichkeit einer Person zulässt.
Die Big 5s lassen sich also einem Musikgeschmack einwandfrei zuordnen.
Dennoch hat der allgemeine Musikgeschmack der Generation einen großen Einfluss auf uns. Dies kann man gut an Hand der obigen Statistik erkennen, jede Altersgruppe hat klare Tendenzen, die sich wiederrum von den anderen Generationen unterscheiden. Umso älter, umso eher hört man klassische Musik, dieser Trend kippt nach dem 54. Lebensjahr, davor ist Rock das beliebtere Genre.
Die neue Generation
Die jüngeren Generationen hingegen hören Rock, Pop, Hardrock, Techno, House und Rap mit überwältigender Mehrheit. Diese Musikrichtungen unterscheiden sich aber untereinander gravierend. In der jüngsten Generation hört jeder etwas Anderes – eine weitere Facette des Welttrends in Richtung Individualisierung.
Wer konsumiert wie?
Laut der Statista Graphik werden von den unter 20 Jährigen am liebsten kostenlose Streams für den Musikkonsum genutzt. Die Kaufkraft dieser Generation ist natürlich nicht so hoch, weil hier Vieles noch mit dem eigenen Taschengeld finanziert werden muss.
Die 20-29 Jährigen benutzen vermehrt virtuelle Kanäle, um an Musik zu kommen, ob kostenpflichtig oder nicht. Im hohen Alter wird die handfeste Form der Lieblingsmusik bevorzugt, wodurch der CD Kauf zu einer attraktiven Variante des Musikerwerbs wird.
Fazit
Im Großen und Ganzen steht also der Musikgeschmack unter dem Einfluss der jeweiligen Generation. Jedoch löst sich dieses Prinzip bei den jüngeren Generationen auf, welche sich zwar dem Musikgeschmack der alten Generation entsagen, aber sonst musiktechnisch eine bunte Mischung darstellen.
Der Trend Richtung Musikkonsum über das Internet nimmt weiter Fahrt auf, der Verkauf an der Ladentheke ist einfach die schlechtere Alternative zum bequemen Internetshopping. Durch die individuelle Losgelöstheit, wählen junge Generationen ihren Musikgeschmack unbewussterweise primär aufgrund ihrer eigenen Persönlichkeit aus. Was zur Folge hat, dass viele gegensätzliche Musikgeschmäcker in derselben Generation entstehen.