Podcasts sind als Audio-Format so beliebt wie nie. Genauso wie Krimis und Gruselgeschichten – also warum nicht Podcast als Format und echte Kriminalfälle zusammenbringen? Der True-Crime-Podcast „Serial“ machte 2014 den Anfang, doch auch in Deutschland gibt es erfolgreiche True-Crime Formate wie beispielsweise den Podcast „ZEIT Verbrechen“, der es mir in den letzten Monaten besonders angetan hat.
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Podcasts: So beliebt wie nie
Die Corona-Krise hält uns in Atem und meistens auch in unseren eigenen vier Wänden, was den Anstieg neu gegründeter Podcasts zur Folge hat. Warum auch nicht: In einem regelmäßig erscheinenden Audio-Update können alle gängigen Formen der Unterhaltung, Information, Wissen, aktuelles Geschehen und noch einiges mehr verpackt werden.
Mit verschiedenen Apps kommen die neusten Folgen direkt auf das Smartphone und können beim Kochen, Entspannen, Joggen oder beim Werkeln im Garten gehört werden.
Als Nutzer kann man sich ganz nach den eigenen Vorlieben seinen Teller am üppigen All-you-can-eat Podcast-Buffet zusammenstellen: Morgens ein bisschen „Tagesschau in 100 Sekunden“, tagsüber am Ball bleiben in Sachen Corona mit dem Podcast des Virologen Christian Drosten, am Nachmittag dann ein unterhaltsames Interview im Podcast „Hotel Matze“.
Am Abend wird es dann spannend: Zum Beispiel mit einem True-Crime-Podcast.
Warum wir uns gerne gruseln
Zur Zeit ist das zwar anders, hat Corona unsere Leben doch ordentlich durchgerüttelt und viel Ungewissheit und unsichere Aussichten für die kommenden Monate mit sich gebracht.
Ansonsten kann man aber sagen: Unsere Leben sind nicht mehr so gefährlich, wie sie es vor ein paar hundert Jahren noch gewesen wären. In einem sicheren Land wie der Bundesrepublik Deutschland – ohne Krieg, Hunger oder lebensbedrohliche Zustände – sind wir selten akuten Situationen ausgesetzt, die uns an Leib und Leben gehen.
Vielleicht sehen wir uns deshalb auch gerne gruselige Filme an: Von der sicheren Couch aus, mit einer Schüssel Popcorn kann man sich in aller Sicherheit ein paar kalte Schauer über den Rücken rieseln lassen – in wirklicher Gefahr ist man deshalb ja trotzdem nicht.
Die Angst gibt uns einen gewissen Kick, vergleichbar mit Bungee-Jumping oder anderen Extremsportarten (nur muss man sich für einen Horror-Film weniger bewegen).
Eine Ebene höher
True-Crime-Serien oder -Dokus, üben eine ähnliche Faszination auf die meisten Menschen aus. Hier kommt allerdings noch hinzu, dass die Geschichten nicht erfunden sind. Bei echten Fällen beschäftigt uns auch die Frage, was Menschen zu solchen Taten treibt.
Was geht in den Tätern vor? Wie wurde bei den Ermittlungen vorgegangen? Unser Bild von sämtlichen bei solchen Vorkommnissen beteiligten Berufsbildern – seien es Ermittler, Forensiker, Gerichtsmediziner bis hin zu Richtern, Verteidigern und Staatsanwälten – sind durch Spielfilme und (meist US-amerikanische) Serien ja oft mehr als verzerrt.
Wie deutsche Ermittler und die deutsche Justiz bei echten Fällen gewirkt haben und wie es zu solch unbegreiflichen Taten kam, ist Welten von unserer Hollywood-Vorstellung entfernt.
Podcast „ZEIT Verbrechen“
Wie groß die Faszination des Bösen der Podcast-Nutzer hierzulande ist, zeigt sich an folgendem Beispiel: Im Podcast „ZEIT Verbrechen“ sprechen ZEIT-Chefredakteurin Sabine Rückert (ehemals Gerichtsreporterin der ZEIT) und der Leiter des Wissensressorts Andreas Sentker über spektakuläre deutsche Kriminalfälle und deren Hintergründe.
Der Podcast ging 2018 an den Start und erscheint alle zwei Wochen mit einer neuen Folge, wobei in manchen der Folgen mehrere Fälle zusammengefasst werden – beispielsweise um Ermittlungspannen oder Justiz-Irrtümer anhand verschiedener Beispiele zu beleuchten.
Anfang des Jahres wurde der Podcast sogar mit dem Deutschen Podcast Preis in der Kategorie „Beste journalistische Leistung“ ausgezeichnet.
Was das Format so beliebt macht, ist sicher nicht nur das spannende Thema. Als Gerichtsreporterin verfolgte Sabine Rückert über Jahre hinweg die Fälle hautnah mit, sprach mit Beteiligten, Angehörigen, schrieb preisgekrönte Reportagen und deckte sogar zwei Justizirrtümer auf.
Sie ist also Expertin auf ihrem Gebiet und hat außerdem eine sehr einnehmende Art, zu Erzählen. Die Abwechslung zwischen ihrer Stimme und der ihres Kollegen hilft dem Hörer, am Ball zu bleiben: Es werden Fragen gestellt und beantwortet, also muss man keinem reinen Monolog zuhören.
In manchen Folgen sind weitere Gäste anwesend, die in einzelnen Fällen für die ZEIT recherchiert haben, also werden weitere Experten hinzugezogen, was ebenfalls für Abwechslung sorgt.
Süchtig nach Podcasts
Meine große Leidenschaft für Hörspiele und Hörbücher pflege ich weiterhin, nur ist mit Podcasts innerhalb des letzten Jahres noch ein weiteres Format hinzugekommen (nicht zuletzt, weil die letzten Wochen viel mehr Zeit als sonst für Audio geboten haben).
Wer selbst die Produktion eines Podcasts ins Auge fasst, sollte sich also immer ein Thema aussuchen, in dem Expertenwissen vorhanden ist. Denn nur fundiertes Wissen zusammen mit einer angenehmen sprecherischen Präsentation machen es für die Hörer spannend und informativ – und jedes noch so kleine Nischenthema findet seine Hörerschaft in der großen weiten Welt der Audio-Beiträge.