Ein guter Radiospot lebt von einem Konzept, das die Werbebotschaft optimal vermittelt. Am Ende zählt das Zusammenspiel einer passenden Stimme, Musik, einem knackigen Textkonzept. Der individuelle Aufbau eines Spotkonzepts kann auf verschiedenste Arten funktionieren und immer wieder neu zum „Kopfkino“ bei den Hörern werden. Heute erzählt uns Tonmeister Al Kreuzer etwas zu Geräuschen als „Stilmittel“ im Radiospot. Worauf muss man achten und woher kommen eigentlich die Geräusche?
Der FX-Specht
Äh bitte was ? Erstmal hallo zusammen, heute geht es um Geräusche in der Spotproduktion, modern auch Sound-FX genannt. Hat man immer gerne wenn’s zum Beispiel im Film und natürlich auch im Radiospot an entsprechender Stelle ordentlich rummst, wiehert oder plätschert.
Das passende Geräusch an der richtigen Stelle unterstützt die Wirkung des Spots ungemein. Das kann was Witziges sein oder auch extrem dramatisch. Man sagt ja, dass beim Anhören von Spots oder etwa Hörbüchern das sogenannte „Kino im Kopf“ stattfindet. Das bedeutet, dass wir uns aus allen Elementen wie Sprache, Musik Geräusche etc. eine Szene vorstellen, die vor unserem inneren Auge abläuft.
Ein solcher Spot in „Vollausstattung“ hinterlässt schon einen starken Eindruck, im Vergleich zu „nur Sprache über eine Hintergrundmusik“.
Früher…
Rein historisch betrachtet wurden die Geräusche früher natürlich von Hand gemacht, es gab ja den Beruf des Geräuschemachers beim Film, aber auch im Radio wurde sowas oft live praktiziert. Später wurden die Sachen dann auf Platte und dann auf CD zum Kauf angeboten. Heutzutage natürlich in Form von Files zum Download/Kauf etc.
Das Hörspiel „Krieg der Welten“ wurde damals so gut live im Radio dargeboten, dass viele Menschen dachten, es sei echt und sie panisch bei der Polizei oder dem Sender anriefen. Das Öffnen des Raumschiffdeckels etwa wurde durch Drehen eines Glasdeckels in der Toilettenschüssel erzeugt, man mußte sich halt was einfallen lassen.
…und heute
Heutzutage greift der Tonmeister natürlich auf umfangreiche Datenbanken mit allen möglichen Geräuschen zurück, die er dann montiert. Aaaaaber…….Es gibt immer wieder den Fall, dass es ein bestimmtes Geräusch eben nicht gibt und man das dann einfach selber aufnimmt, produziert. Macht echt Spaß und man kann sich was einfallen lassen.
Sieht sehr spaßig aus, wenn man verschiedenste Utensilien in den Aufnahmeraum schleppt und dann anfängt zu klopfen, Sachen umzuwerfen etc. Wenn dann der Produzent erfährt, wie das Geräusch gemacht wurde, herrscht oft große Überraschung
Von Knochen und Sellerie
Wir mussten mal das Geräusch eines brechenden Knochens selber basteln, weil es das nicht gab. Niemand wäre drauf gekommen wie man das am besten macht: Durch Verdrehen von einer Stange Staudensellerie! Leute – das klingt so böse und echt.
Wer nun glaubt, Geräuschemacher gehörten der Vergangenheit an, dem sei gesagt, dass beim Film die Personen oft immer noch am Start sind, es geht eben ungleich schneller wenn z.B. der Geräuschemacher eine Szene in ein paar Durchläufen komplett mit dem passenden Sound Fx-Design versieht. Das ist mit Importieren und Anlegen im Rechner schwer oder gar nicht zu schaffen, ich hab das mal live mitverfolgen dürfen.
Und im Radiospot?
Muss man genauso ein paar Dinge beachten. Vor allem eines: Wichtig ist die Wirkung des Geräusches und nicht, wodurch man es darstellt. Soll heißen der Hörer hört wie im obigen Beispiel das Brechen eines Knochens und nicht den Sellerie.
Leider ist es eben oft so, dass das Originalgeräusch nicht aussagekräftig genug ist oder auch mit etwas anderem verwechselt werden kann. Ganz typisches Beispiel: Prasselnder Regen klingt fast wie Brutzeln in der Bratpfanne. Gerade im Radio braucht man eben Sounds, die sich auch in Situationen mit Hintergrundgeräuschen durchsetzen, wie etwa im Auto.
Bei vielen trifft das zu, bei anderen geht’s gar nicht und man muss sogar im Ernstfall ein Konzept ändern, weil sonst die Wirkung nicht stimmt.
Macht die Sache halt auch spannend, wenn man aus Datenbank, Selfmade-Geräuschen etc. die passenden Sounds raussucht oder bastelt und der erste „Testhörer“ wirklich gefesselt wird.
Oft werden bestimmte Geräusche auch Teil eines Markenlogos oder Jingles. Sie bleiben genauso gut „im Ohr hängen“ wie etwa eine Melodie.